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Fledermäuse auf dem Monte Scherbelino

Eine Mülldeponie wird zum Naturparadies

Wer hätte das gedacht? Frankfurts Hochhäuser stehen im Wald. Jedenfalls sieht das so aus, wenn man auf dem „Monte Scherbelino“ unterwegs ist und in Richtung der Mainmetropole schaut. Aber nicht nur dieser unge-wöhnliche Anblick lässt staunen.

 

Zu bewundern gibt es ein Idyll, welches auf der ehemaligen Müllkippe entstanden ist. „Städte wagen Wildnis“ heißt das Projekt. 5 Jahre lang wird die Natur weitgehend sich selbst überlassen. Ein Zaun versperrt den Zugang zum geschützten Gebiet. Eine Nutzung des Areals wie in den 60er und 70er Jahren, in denen Wildweststadt und Grillplätze zu Freizeitaktivitäten einluden, ist angabegemäß nicht mehr geplant. Stattdessen werden Führungen auf dem Gelände der ehemaligen Mülldeponie angeboten. Und was es zu erleben gibt, ist beachtlich.

 

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit gedeihen Magerwiesen, Pionierpflanzen sprießen, Bäume wurden angepflanzt.

Trupps von Feldlerchen fliegen auf, ein Neuntöter wird gesichtet. Der Flussregenpfeifer brütet auf eigens angelegten Kiesflächen. Seltene Arten haben hier ein neues Zuhause gefunden, erklärt uns Frieder Leutholt, der Leiter für das "Wildnis-wagen-Projekt" vom Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main. Die Grüne Strandschrecke z.B., ist ein Erstfund in Frankfurt. Sie wurde bisher in Deutschland nie nördlicher gesichtet. Angesiedelt haben sich auch Mauswiesel, Singdrossel, Wespenbock, Dünen-Sandlaufkäfer, Schwalbenschwanz und Mosaikjungfer. Manchmal erholt sich die Natur schnell, wenn man sie nur lässt.

 

Wir stapfen durch das kleine Paradies, und wären da nicht die Flugzeuge, die Idylle wäre fast perfekt. Der Sonnenuntergang taucht die Landschaft in goldenes Licht und erinnert uns daran, wofür wir eigentlich gekommen sind. Die Fledermäuse sind das Thema der Tour und Bernd Merkle ist Experte für die nachtaktiven Flattertiere. Wir beziehen Stellung am sogenannten Cola-See, der seinen Namen aufgrund seiner eher unromantischen Historie erhielt. Die Abwässer der Deponie, z.B. Mineralöle, färbten in früheren Jahren das Wasser dunkel. Dank der Sanierung fließen glücklicherweise keine Rückstände mehr in den See, so dass sich die Wasserqualität stark verbessert hat. Viele Wasservogelarten haben sich angesiedelt.

 

Mit angeschaltetem Fledermausdetektor warten wir am Ufer. Ein Knattern kündigt die Segler an. Bernd Merkle erklärt uns, dass es sich bei den tief über die Wasseroberfläche fliegenden Tiere um Wasserfledermäuse handelt. Ab und an schwirrt auch ein großer Abendsegler über unsere Köpfe hinweg. Obwohl die Ausbeute nicht ganz so ist wie erwartet, so war doch der Ausflug ein voller Erfolg. Im Mondschein laufen wir zurück, es ist spät geworden an diesem Abend, alle sind zufrieden. Man kann sich nur mehr solcher Veranstaltungen wünschen.

 

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www-Staedte-wagen-wildnis.de

 

Text: Ulrike Frey, Fotos: Martin Hofacker