Der NABU Kreisverband Frankfurt teilt heute mit, dass er seine ehrenamtliche Arbeit im Zuge der Krötenwanderung von Frankfurts großer und wichtiger Amphibienpopulation entlang der Zuwegung des Restaurants "Oberschweinstiege" einstellt.
Was ist der Grund für diese Entscheidung?
Seit Jahren verschlechtert und verschärft sich die Situation für Frankfurts große und wichtige Amphibienpopulation trotz eines regelmäßigen und im Zeitverlauf immer intensiveren
Einsatzes des NABU während der Zeit der alljährlichen Krötenwanderung im März und April:
- Die Besucherzahlen des sich mitten im FFH-Gebiet (europäisches Naturschutzgebiet nach der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie) befindlichen Restaurants „Oberschweinstiege“ nehmen Jahr für Jahr signifikant zu. Das Restaurant baut seine Kapazitäten sowie sein Dienstleistungsangebot stetig aus. Darüber hinaus zieht es immer mehr Besucher*innen zum Ausflugsziel „Rund um den Jacobiweiher“, von denen die meisten mit dem Auto anfahren. Mit anderen Worten: Der sogenannte „Freizeitdruck“ auf dieses besonders geschützte FFH-Gebiet steigt stetig, und es ist absehbar, dass das Restaurant auch zukünftig weiter ausgebaut und genutzt werden wird.
- Die zuständigen Behörden, Obere und Untere Naturschutzbehörde sowie Stadtforst Frankfurt, haben die Verschärfung der Lage vor Ort seit Jahren toleriert. Der NABU hat alle Behörden regelmäßig und ausführlich auf verschiedensten Ebenen über die Entwicklung der Situation vor Ort informiert, aber leider wurde hier nichts im Sinne des Naturschutzes unternommen.
- Mit Schreiben vom 25. Februar 2021 teilt die Obere Naturschutzbehörde (ONB) dem Ortsverband des NABU Neu-Isenburg auf dessen Anfrage zudem mit, dass man die Krötenwanderung für den Schutzstatus des FFH-Gebietes als unerheblich erachte. Man sehe zwar auch einen gewissen Handlungsbedarf und schlägt die Erarbeitung eines Besucherlenkungskonzeptes vor, das aber aufgrund von Personalmangel nicht vor 2022 angegangen werden könne.
Der NABU Frankfurt wird diese Entwicklungen nicht weiter mittragen. Denn es kann nicht sein, dass ein Naturschutzverband mit über 1.000 ehrenamtlich geleisteten Stunden pro Jahr die Versäumnisse der Behörden Jahr für Jahr auffangen muss, zumal ein Ende bzw. eine Verbesserung der Situation vor Ort für die vielen Amphibien aussichtslos erscheint.
Wir fordern daher ein Besucherlenkungskonzept sowie Maßnahmen zum Schutz der Amphibienpopulation und der Verbesserung des Zustandes des Jacobiweihers.
Zum Hintergrund:
Einst war die "Oberschweinstiege" eine beschauliche Waldgaststätte und der NABU Frankfurt trug mit seinen Mitglieder*innen im Rahmen der jährlichen Krötenwanderung die Tiere über die Zuwegung des Restaurants, damit diese im Jacobiweiher ablaichen konnten, ohne von den Autos überfahren zu werden. Im Jahr 2015 übernahm dann ein neuer Pächter das Restaurant „Oberschweinstiege“ und baute dieses Kleinod zu einer angesagten Systemgastronomie aus,die bei verlängerten Öffnungszeiten mit Wintergarten, mietbaren Außenhütten, Eisstockschieß-Anlage u.v.m. viele Besucher anzieht. Und so finden sich an schönen Tagen nicht wie früher 10, sondern weit über 120 Autos auf dem vergrößerten Parkplatz, die alle durch das FFH-Gebiet fahren.
Schon im Jahr 2019 kam daher der NABU mit seinen freiwilligen Helfer*innen an seine kräftemäßigen Grenzen, weil sich insbesondere die Öffnungszeiten des Restaurantbetriebs teilweise bis in die Nacht verlängerten. Auch der Zustand des Jacobiweihers verschlechtert sich zunehmend, so dass der NABU von Anfang an die zuständigen Behörden informierte, aber auch mit dem Pächter über Verbesserungsmöglichkeiten sprach. Dieser zeigte sich auch offen für Vorschläge, die aber freilich nicht zu einer Reduzierung des Besucheraufkommens führen dürften.