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Eichhörnchen oder Grauhörnchen?

Eichhörnchen, Foto: Frank Derer
Eichhörnchen, Foto: Frank Derer

Auf der Beliebtheitsskala von uns Menschen rangieren Eichhörnchen ganz oben. Dazu tragen sicher ihre koboldhafte Gestalt mit fingerartigen Zehen an den kurzen Vorderbeinen, ihre tollkühnen Kletterkünste, das Männchenmachen und ihre scheinbar pausenlose Geschäftigkeit bei.

 

Bei nicht-roten Eichhörnchen hört die Tierliebe jedoch schnell auf. Kaum werden sie gesichtet, wird von invasiv und böse gesprochen. Sie würden die einheimischen roten Eichhörnchen verdrängen. Dies ist seit langer Zeit ein Ammenmärchen. Richtig ist: Die Felle der Eichhörnchen variieren stark, so wie bei Menschen, die z. B. blonde, brauen oder rote Haare haben. Neben dem immer weiß gefärbten Bauch reicht die Fellfarbe von hellem Fuchsrot bis zu Schwarz. Schwarzes Fell ist länger, dichter und isoliert besser. Daher finden sich in höheren, feuchten und kühlen Lagen häufiger schwarze Tiere, in tieferen Lagen eher rote. Unabhängig von der Fellfarbe alle gehören zu den Eurasischen Eichhörnchen (Sciurus vulgaris).

 

Wie kommt es zu den unterschiedlichen Fellfarben? Das rote Fell bei Eichhörnchen wird rezessiv vererbt. Wenn sich ein einheimisches rotes und ein einheimisches schwarzes Eichhörnchen zusammentun, können sie braune, schwarzbraune oder schwarze Nachkommen bekommen. Auch bei rezessiven Genen gibt es wieder reinerbige Nachkommen (Mendel'sche Vererbungsgesetze), und rote Eichhörnchen kommen ebenso nach.

 

Wie kam es jedoch zu diesem Mythos: Aus Nordamerika stammende Grauhörnchen (Sciurus carolinensis) fingen an, sich in Europa zu etablieren und auf Kosten des Eichhörnchens auszubreiten. Die Grauen sind robust und wanderfreudig, sie lassen sich von geografischen Barrieren wie Flüssen, ungeeigneten Landschaften oder Industrialisierung nicht abhalten. Zudem haben sie in Laub- und Mischwäldern deutliche ökologische Vorteile gegenüber den Eichhörnchen, die eigentlich eine klassische Nadelwald-Art sind. In England, Frankreich, Österreich oder der Schweiz wurden sie schon gesichtet. Aufgrund dieser Berichterstattung ist es zu Verwechslungen gekommen und nicht-rote Eichhörnchen wurden für Grauhörnchen gehalten.

 

Aktuell gibt es in Deutschland jedoch keine Hinweise, dass Grauhörnchen bereits freilebend vorkommen oder unmittelbar zu erwarten sind. Bei bisherigen Einzelmeldungen dürfte es sich in der Regel um graue Farbvarianten des Eichhörnchens handeln.

 

Weitere Details zu: Eichhörnchen und Grauhörnchen

 

Mitmachaktion: Haben Sie Eichhörnchen gesehen?

 

Eichhörnchen, Foto: NABU/Wolfgang Kiesewetter
Eichhörnchen, Foto: NABU/Wolfgang Kiesewetter
Grauhörnchen, Foto: Jim Ferguson
Grauhörnchen, Foto: Jim Ferguson