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Vortrag "Schlangen - unbekannte Anpassungskünstler"

Am 28. November 2024 hat Herr Dr. Philipp Berg einen sehr interessanten Vortrag über die Welt der Schlangen gehalten. Davor und danach wurden wir darum gebeten, eine kurze Umfrage zum Ankreuzen über Schlangen auszufüllen, mit welcher er untersuchen will, ob Bildungsveranstaltungen unsere Sicht auf Schlangen beeinflussen.


Was sind eigentlich Schlangen? Wie unterscheiden sie sich von Blindschleichen? Blindschleichen gehören zur Familie der Echsen. Sie sind harmlos, beißen nicht und bewegen sich langsamer als Schlangen. Ihr Schlängeln wirkt nicht so agil, und sie können ihre Augen schließen. Es gibt auch ganz kleine Blindschleichen, die so groß wie ein Regenwurm oder kleiner sind.


Schlangen haben wie auch Blindschleichen eine Schuppenhaut. Um zu wachsen, müssen sie sich in regelmäßigen Abständen häuten. Bei jungen Schlangen passiert dies ca. alle zwei Wochen. Ausgewachsene Schlangen häuten sich nur ca. drei Mal im Jahr. Eine Blindschleiche muss ihren Mund zum Züngeln öffnen. Eine Schlange hat stattdessen eine Lücke und nutzt ihre Zunge mit dem Jakobson-Organ, um ihre Beute zu wittern. Dadurch, dass die Zunge gespalten ist, können sie sich auch orientieren, was sich rechts und links von ihnen befindet.

 

Schlangen gehören nicht zu den Säugetieren und legen Eier. Wenn kleine Schlangen aus dem Ei schlüpfen, sind sie schon voll funktionsfähig und müssen sich selbst ihre Beute jagen. Das Beutespektrum ist sehr groß, von Insekten, Amphibien, Nagetieren und anderen kleinen Säugetieren. Schlangen können auch selbst zur Beute werden, z. B. ernähren sich manche Raubvögel von kleinen Schlangen. Als wechselwarme Tiere sind sie auch auf Plätze mit Sonne und Materialien angewiesen, die sich gut in der Sonne aufwärmen und teilweise die Wärme für eine gewisse Zeit speichern. Aus diesem Grund sind Natursteinmauern ein sehr beliebter Aufenthaltsort. Wenn eine Katze oder ein Vogel vorbeikommt, können sie sich schnell zwischen den Steinen verstecken.


Während in Deutschland nur sieben heimische Schlangenarten vorkommen, gibt es in Brasilien über 300 verschiedene. Schlangen sind auf dem gesamten Kontinent zu finden. Auch 60 Schlangenarten, die unsere Meere besiedeln und nur kurz zum Luftholen an die Oberfläche auftauchen, sind bekannt. Anders als ihre Verwandten an Land können sie ihre Augen beim Schwimmen schließen und haben Salzdrüsen, um überschüssiges Salz auszuscheiden.


In Deutschland gibt es nur eine giftige Schlangenart, die Kreuzotter. Daher kann man die Regel auf Deutschland bezogen anwenden, dass alle Schlangen, die runde Pupillen und keine vertikalen Schlitze als Pupillen besitzen, ungiftig sind. Doch auch einen Biss von einer Kreuzotter überlebt ein gesunder Mensch. Für Kinder und geschwächte Personen kann ein Biss jedoch tödliche Folgen haben. Von Kreuzottern geht keine Gefahr aus, wenn man ihnen nicht zu nahe kommt und sie bedroht. Der Bestand der Kreuzotter wurde aufgrund mangelnder Aufklärung Anfang des neunzehnten Jahrhunderts stark dezimiert. Auch heute ist sie in Deutschland vom Aussterben bedroht. Sie ist an einem Zick-Zack-Band auf dem Rücken gut erkennbar. Normalerweise ist sie braun gefärbt, es gibt auch schwarze Exemplare.


Weiterhin gibt es zwei Ringelnattern in Deutschland. Die Barrenringelnatter war früher eine Unterart und lebt jetzt westlich des Rheins. Man erkennt sie an einer hell- bis dunkelgrauen Grundfarbe ihres Körpers und leicht dunkleren kleinen Flecken auf dem Rücken und an der Seite. Unverwechselbar machen sie die beiden gelb-weißen Halbmonde an ihrem Hinterkopf. Sie bevorzugt einen Lebensraum mit Feuchtgebieten und ist auch oft an Seen und Teichen zu finden, braucht aber auch sonnige Standorte, um sich aufzuwärmen. Wie die Kreuzottern leidet sie darunter, dass es durch die intensive Landwirtschaft und Straßen immer weniger vielstrukturierte Lebensräume gibt.


Die Äskulapnatter kommt nur in einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet in Wiesbaden vor. Ausgewachsene Männchen sind oft eineinhalb Meter lang und damit eine der größten Schlangenarten in Deutschland. Die Oberseite ist grau bis gelbbraun und mit vier bis sechs Reihen viereckiger oder rundlicher, dunkler Flecken gemustert. Sie ist auch auf Bäumen zu finden.


An anschaulichen Fotos und Beispielen hat uns Dr. Philipp Berg erklärt, dass Schlangen eine wichtige Funktion für Ökosysteme übernehmen. So wurden nach Afrika, bevor dies aus Tierschutzgründen verboten wurde, Schlangen importiert, damit diese die Gemüse befallenen Nagetiere fressen. Als sich in den Tropen eine tödliche Pilzkrankheit für Amphibien ausgebreitet hat, sind auch die Bestände vieler Schlangenarten dort stark zurückgegangen.

 

Zum Abschluss durften wir eine mitgebrachte Kornnatter, die Herr Dr. Philipp Berg schon seit 25 Jahren als Haustier hält, beobachten und sogar auf den Arm nehmen. Alle waren total fasziniert, wie schön und anmutig sie war.