Nein zum "Pfingstberg":

Naturschutzverbände und Landwirte gemeinsam gegen Trabantenstadt

Der NABU-Frankfurt hat sich am 15.10.2015in einer Pressekonferenz gemeinsam mit dem BUND Gruppe Nord und dem Keislandwirt Dr. Mehl gegen das von der SPD vorgeschlagene Baugebiet "Pfingstberg" im Nordosten Frankfurts ausgesprochen.

 

Lesen Sie nachfolgend die gemeinsame Presseerklärung:


 

Finger weg vom Pfingstberg!

 

Stellungnahme des BUND Frankfurt / OV-Nord und des NABU Frankfurt zu Überlegungen, den Pfingstberg zu bebauen

 

Im Vorfeld der Kommunalwahl am 06.03.2016 hat die SPD Frankfurt in ihr Wahlprogramm aufgenommen, dass im Norden Frankfurts zwischen Nieder-Eschbach, Nieder-Erlenbach und Harheim ein neuer Stadtteil entstehen soll. Auch wenn noch kein Planungsverfahren angestoßen wurde, wollen wir hierzu unseren Standpunkt darlegen.

 

Allgemeine Überlegungen zur Siedlungsentwicklung

 

Unabhängig von den lokalen Gegebenheiten sind wir gegen eine weitere Versiegelung von Flächen, wenn nicht im selben Umfang eine „Entsiegelung“ stattfindet. Vorrangig muss immer die innerstädtische Wohnungsentwicklung bzw. die Weiterverwendung bereits genutzter Grundstücke sein.

 

Berücksichtigt man weiterhin, dass laut Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung die Neuversiegelung von derzeit 73ha/Tag auf 30ha/Tag im Jahre 2020 reduziert werden soll, sind dringend andere Lösungen erforderlich. Die EU strebt im selben Zeitraum eine Netto-Null-Versiegelung an.

 

Es ist aus unserer Sicht fraglich, ob die bisherige Art der Stadtentwicklung den Anforderungen der Menschen gerecht wird. Wir fordern eine gemeindeübergreifende Siedlungspolitik, um die zu erwartenden Neubürger in unserer Region aufzunehmen. Gemäß dem Regionalverband FrankfurtRheinMain sind von den in seinem Zuständigkeitsbereich für einen möglichen Wohnungsbau ausgewiesenen Flächen nur acht Prozent tatsächlich bebaut. Wachstumsreserven für mehrere 100 000 Menschen sind demnach bereits schon heute vorhanden. Die Schaffung von neuem Wohnraum muss entlang bestehender Entwicklungsachsen erfolgen, um existierende Verkehrsanbindungen zu nutzen.

 

Die lokalen Gegebenheiten

 

Das diskutierte Gebiet betrifft fast die gesamte Fläche zwischen Nieder-Eschbach,  Nieder-Erlenbach und Harheim, insgesamt ca. 280 ha. Es wird überwiegend landwirtschaftlich genutzt und grenzt direkt an den Eschbach mit seinem Landschaftsschutzgebiet und den geschützten Biotopen. Ein derart großes Neubaugebiet an dieser Stelle muss unweigerlich zu massiven Beeinträchtigungen für Mensch und Natur führen:

 

  • stadtnahe Lebensräume der heimische Tier- und Pflanzenwelt, darunter häufig besonders schützenswerte und seltene Arten, werden immer weiter verdrängt,
  • die für Frankfurt und die Wetterau typische Landschaft verschwindet,
  • weitere Naherholungsräume für die Menschen unserer Stadt gehen verloren
  • damit einhergehend schwinden Möglichkeiten der Naturerfahrung der Menschen im unmittelbaren Wohnumfeld,
  • es ist immer auch mit einer Zunahme des Verkehrs und des Lärms verbunden
  • die Frischluftzufuhr für unsere in den Sommermonaten überhitzte Stadt wird unterbunden,
  • wertvoller Lössboden für den Anbau regionaler Produkte geht verloren und Landwirten wird die Existenzgrundlage entzogen.

 

Dieses Vorhaben bedeutet den Verlust eines innerhalb Frankfurts immer noch ländlich geprägten Raumes von erheblicher Ausdehnung. Die neue Siedlung benötigt neue Verkehrswege, welche mit großen Brückenbauten mit einiger Gewissheit auch das geschützte Eschbachtal und die Streuobstwiesen am Pfingstberg tangieren. Am Ende steht die vollständige Verstädterung eines bisher noch ländlich-dörflich geprägten Raumes und damit ein weiterer Schwund von grünen Freitflächen, die für die Natur und die Lebensqualität der hier lebenden Bürger unersetzlich sind.

 

Wir lehnen daher dieses Projekt entschieden ab.